Schneeschuhwandern

auf Wolke 7

Als ich das Weihnachtsgeschenk meiner Tochter auspackte, musste ich erst mal leer schlucken: «Gutschein für eine gemeinsame Schneeschuhtour». Und das bei meiner Kondition! Peinlicher könnte es für mich kaum noch werden. Doch entgegen meinem anfänglichen Stress entpuppte sich der Ausflug als ungeahntes Genuss-Erlebnis!

Oh nein, wie peinlich!!! Wortlos betrachte ich den Gutschein, welcher mir meine Tochter von ihrem hart erarbeiteten Studentengeld geschenkt hat. Wie angewurzelt sitze ich auf dem Sofa. ICH und SCHNEESCHUHWANDERN?!?! Und das ausgerechnet jetzt, wo ich doch seit Monaten meinen Hintern nicht mehr ins Training bewegt habe. Ganz zu schweigen vom Festtagsschmaus, der sich – wenn ich ganz ehrlich bin – schon seit letzter Weihnacht nicht mehr von der Waage verabschiedet hat.

Die Vorstellung, mit diesen bizarren Schneeschuhen meiner durchtrainierten Tochter hinterherzuhecheln, beschämt mich zutiefst. Aber natürlich lasse ich mir nichts anmerken und so bedanke ich mich herzlichst für die wunderbare Überraschung. Insgeheim bin ich ja so was von froh, dass die To(rt)ur erst in drei Wochen stattfindet. Dann kann ich mich immerhin noch etwas im Internet schlau machen...

Schneeschuhwandern liegt voll im Trend

Dass sich Schneeschuhtouren heutzutage grosser Beliebtheit erfreuen, hätte ich nicht gedacht. Es gibt zahlreiche Bergregionen mit gut markierten Schneeschuhtrails: Von flach bis hin zu anspruchsvoll ist die Auswahl an Routen für jedes Fitnesslevel ziemlich gross. Wer normal gehen kann, kann auch Schneeschuhwandern – da braucht es nicht mal einen Kurs und schon gar keine Ausrede. Die Sache mit dem Outfit ist ebenfalls recht unkompliziert. Am besten warme, wasserdichte Bekleidung nach Zwiebelprinzip. Solche, die sich auch zum Skifahren oder Langlaufen eignen würde. Kombiniert mit Beinwärmer und Wanderschuhen. Schneeschuhe und Stöcke mit Schneeteller gibt es sowohl zum Mieten als auch zum Kaufen – eine Beratung im Fachhandel ist empfehlenswert.

Auf Wolke 7 durch den Tiefschnee.

Wie schön, dass bei unserer heutigen Tour die Sonne scheint! Gut eingecremt stapfen wir mit Sonnenbrille auf der Nase und Verpflegung im Rucksack los. Wir haben uns für eine leichte Anfängerroute entschieden, deren Wegführung optimal mit farbigen Stangen markiert ist. Obwohl die Wanderung an relativ lawinensicheren Hängen vorbeiführt, haben wir uns heute Morgen doch noch kurz im Lawinenbulletin abgesichert. Wenn da bloss nicht noch die Sache mit meiner fehlenden Kondition wäre... Die ersten Schritte sind ziemlich ungewohnt. Ich komme mir vor wie eine Ente, die im Schnee watschelt.

Aber das Gefühl, mit Schneeschuhen im Tiefschnee gehen zu können, ohne dabei tief einzusinken, ist einfach genial! Und anstatt dass ich meiner Tochter hinterherhecheln muss, gleiten wir plötzlich ganz fliessend und entspannt nebeneinander durch die idyllische Winterlandschaft. Der Himmel strahlt in sattem blau um die Wette, während die Schneekristalle friedlich in der Sonne vor sich hin glitzern. Ich spaziere mit Schneeschuhen auf Wolke 7 durch das Paradies. Wer hätte das gedacht?!